Beim DNA-Barcoding von Insekten verarbeiten die Wissenschaftler vor allem getrocknete Präparate. Diese stehen ihnen in wissenschaftlichen Sammlungen, großen Museen oder auch in Privatsammlungen zur Verfügung. Die Tiere werden nach dem Fangen abgetötet, genadelt, getrocknet und mit einem Etikett versehen, auf dem Fundort, Datum des Fangs und andere Informationen vermerkt sind. Auf diese Weise konservierte Insekten bewahren die Forscher in dicht schließenden Glaskästen in wissenschaftlichen Sammlungen wie der Zoologischen Staatssammlung München auf. Dieses Material eignet sich hervorragend für das DNA-Barcoding, sofern es nicht zu alt ist. Die Verwendung der üblichen Belegtiere aus wissenschaftlichen Sammlungen besitzt zudem den Vorteil, dass Forscher die Tiere auch nach der Genanalyse weiterhin problemlos untersuchen können.
Rekordhalter Eulenfalter
Inzwischen hat sich die Methodik insoweit verbessert, dass sogar bis zu 20 Jahre altes Material problemlos sequenziert werden kann. Die Forscher aus dem DNA-Labor in Kanada haben aber zusätzlich Techniken entwickelt, um auch sehr alte Sammlungsbelege analysieren zu können. Ihr Ziel ist es routinemäßig, 100 oder mehr Jahre alte Typus-Exemplare für das Barcoding verfügbar zu machen. Bereits jetzt liegt die Sequenzier-Erfolgsquote von 100 Jahre alten Faltern bei bis zu 80%. Den 'Weltrekord' hält derzeit der Eulenfalter Mesapamea didyma der Zoologischen Staatssammlung, dessen Typus-Exemplar 230 Jahre nach der Erstbeschreibung noch erfolgreich sequenziert werden konnte. Dass dies grundsätzlich möglich ist, zeigt auch die gelungene genetische Analyse ägyptischer Mumien oder von Urzeitmenschen, die mehr als 30.000 Jahre alt sind. Spinnen, weiche Insekten wie Blattläuse, manche Wasserinsekten oder andere Gliederfüßler wie Asseln werden in Alkohol konserviert. Auch hiervon können die Forscher meist problemlos Proben für das Barcoding entnehmen.
DNA ist überall
Bei Wirbeltieren entnehmen die Spezialisten Haar- oder Hautproben, sowie Federn bei Vögeln oder Schuppen bei Fischen. Diese können sowohl von lebenden Tieren als auch von Fellresten und anderen Körperteilen präparierter Museumstiere gewonnen werden. Das genetische Material ist in allen Teilen eines Tieres vorhanden, die lebende Zellen enthalten oder enthielten, also auch in Haarwurzeln oder Knochenteilen.