Münchner Forscher entdecken gefährlichen Pflanzenschädling

Forscher der Zoologischen Staatssammlung München wiesen im Rahmen des Forschungsprojektes "Barcoding Fauna Bavarica" einen sehr gefährlichen neuen Pfl­anzenschädling in Deutschland nach.

Die Kirschessigfl­iege, Drosophila suzukii, stammt ursprünglich aus Ostasien und hat sich inzwischen in den USA, in Kanada sowie seit 2008 auch in Südeuropa als gefährlicher Schädling etabliert. Sie wurde vermutlich durch befallene Früchte im Handel verschleppt und verursacht massive Schäden in Steinobst- und Beerenkulturen sowie im Weinbau.

Die Münchener Forscher bestätigten die Identität der Fliege mit genetischen Methoden und lieferten damit erstmalig einen Beweis für die ökonomische Bedeutung des Barcoding. Der Münchener Fliegenexperte Dieter Doczkal fand die Art im Herbst 2011 in der Nähe von Rastatt in Baden-Württemberg. Dort sammelte er Insekten für genetische Proben im Rahmen des internationalen Projektes "Bibliothek des Lebens" (Barcoding of Life). Bei diesem innovativen Projekt erfassen Forscher weltweit genetische Sequenzen, so genannte Barcodes, aller bekannten Tierarten. Mit Hilfe dieser Sequenzen, die in einer Referenzdatenbank im Internet zur Verfügung stehen, können sie Pflanzenschädlinge und andere Tierarten eindeutig identifizieren.

Dieser Fund ist in zweierlei Hinsicht höchst bedeutsam: Zum ersten bestätigt er erstmals auf genetischem Weg das Vorkommen der Kirschessigfl­iege in Deutschland. Der bei uns seit 2011 bekannte gefährliche Schädling verursacht seit 2010 massive Schäden in Spanien, Frankreich und Italien. Aus Südtirol sind im Weinbau stellenweise Ernteausfälle von bis zu 25 Prozent bekannt geworden, bei Süßkirschen berichten Landwirte sogar von lokalem Totalausfall der Ernte durch die Fliege. Für die Pfl­anzenschutzämter ist es daher extrem wichtig, früh über das Auftreten der Fliege informiert zu werden, damit sie geeignete Bekämpfungsstrategien planen können. Die ostasiatische Art unterliegt einer Meldep­flicht - den aktuellen Fund meldeten die Münchener Forscher bereits dem P­flanzenschutzdienst in Baden-Württemberg sowie dem Julius Kühn-Institut (Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pfl­anzengesundheit). Diese hatten die Art ebenfalls im Herbst 2011 an drei Stellen in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz entdeckt.

Zum zweiten bestätigten die Forscher die Identität der Fliege mit Hilfe eines genetischen "Barcodes". Das Barcoding-Projekt bestand damit seinen ersten Praxistest und zeigt, welche immense Bedeutung diese Methode künftig auch für die Landwirtschaft besitzen wird. Denn die nur wenige Millimeter messende Kirschessigfliege kann selbst von Experten nur mit hohem Aufwand zweifelsfrei identifiziert werden. Eine Bestimmung der Larven ist mit herkömmlichen Methoden fast unmöglich, kann jedoch per Genanalyse schnell und zuverlässig durchgeführt werden. Gerade die Identifikation der Larven ist für die Planung effektiver Bekämpfungsmethoden jedoch sehr wichtig.

Die ersten entsprechenden Gen-Sequenzen der Kirschessigfl­iege wurden von kalifornischen Forschern ins Internet gestellt, als die Art noch nicht in Deutschland bekannt war. Ab sofort ist die Kirschessigfl­iege auch in der Datenbank der bayerischen Forscher vorhanden.  

Foto: Martin Hause Phycus Eigenes via Wikipedia

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