Kriminalistik

Organismen Forensik

Typische Besiedlungsorganismen einer Leiche (von rechts oben im Uhrzeigersinn): Stratiomys (Waffenfliege), Parasitiformes (Raubmilbe), Nicrophorus vespillo (Totengräber), Lucilia sericata (Goldfliege).

Auch für die Kriminalistik bietet das DNA-Barcoding inzwischen großes Potential – beispielsweise für die raschere Aufklärung von Tötungsdelikten. Denn die neue Methode kann einen entscheidenden Zeitgewinn bei der Ermittlung von Leichenliegezeiten verschaffen.

So machen sich seit jeher die forensischen Entomologen der Kriminalpolizei die Insektenbesiedelung eines Leichnams für die Todeszeitbestimmung zu Nutze. Die exakte Artzusammensetzung der Besiedlungsorganismen und deren Besiedlungszeitpunkt unterliegen dem immer gleichen Muster, welches Rückschlüsse auf die Mindestliegezeit einer Leiche zulässt.

Zeitgewinn durch DNA-Barcoding

Mit der klassischen morphologischen Bestimmung geht bisher stets ein enormer Zeitverlust einher: In der Regel finden sich ausschließlich Eier und Larven von diversen nekrophagen Insektenarten (Fliegen und Käfer), die unmöglich eindeutig taxonomisch eingeordnet werden können. Die vielen verschiedenen Jungstadien müssen bisher zunächst im Labor erbrütet werden, um eine zuverlässige Artbestimmung durchführen zu können. Da die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Imago teilweise bis zu drei Wochen dauert, geht den Ermittlern meist wertvolle Zeit verloren.

Das DNA-Barcoding ermöglicht es nun, die mittels klassischer Taxonomie nicht bestimmbaren Eier und Larvenstadien sehr schnell und zuverlässig zu identifizieren – denn der genetische Fingerabdruck einer Art ist immer derselbe – egal ob Ei, Larve oder fertiges Insekt. So ergibt sich ein für die Ermittler sehr wertvoller Zeitgewinn bei der Aufklärung von ungeklärten Todesfällen.